Der Fluss bildet in der Aue den Tiefpunkt. Das Grundwasser schafft eine Verbindung zwischen dem Fluss und seiner Aue. In einer naturnahen Aue finden regelmäßig Überschwemmungen statt. Schon kleinere Hochwässer, die durchschnittlich einmal im Jahr auftreten (HW1) fließen in die Aue. Diese regelmäßige Überschwemmungen schaffen durch Ablagerungen von Sedimenten immer wieder neue Pionierstandorte speziell daran angepasste Pflanzen- und Tierarten. In Senken bleiben nach dem Abfluss des Hochwassers Stillgewässer und feuchte Senken, die zahlreichen Arten Lebensraum bieten.
In einer naturfernen Flussaue, in der der Fluss begradigt wurde, eingetieft ist und seine Ufer häufig verwallt werden und mit Steinschüttungen befestigt sind, finden nur noch selten Überflutungen statt. Das ausgebaute Flussbett führt das Hochwasser schnell ab. Die Vielfalt an Strukturen und Lebensräumen ist stark eingeschränkt.
Die Lippeaue
Die Lippe ist einer der großen, bedeutenden Flüsse in NRW.
Zu Beginn der 1980er Jahre waren die Maßnahmen zum technischen Ausbau der Lippe vollendet; Fluss und Aue waren weitgehend in einem naturfernen Zustand. Seit etwa 20 Jahren gibt es vielfältige Bemühungen, den Fluss und seine Aue wieder naturnäher zu entwickeln. Ein Schwerpunkt hierzu liegt im Projektgebiet: 1989 gelang es der ABU, die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege für ein Projekt „Lippeschiene“ zu gewinnen, 1990 verkündete das Land NRW das Lippeauenprogramm. Mehrere bundesweit beispielhafte Projekte konnten inzwischen realisiert werden.
Hierzu zählen umfassende Renaturierungen wie in der Klostermersch, Auenreaktivierungen durch Anlage von Flutrinnensystemen wie in der Disselmersch und in der Hellinghauser Mersch und naturnahe Weidelandschaften wie in der Klostermersch und in der Hellinghauser Mersch. Auch im Einzugsgebiet der Lippe wurden zahlreiche Aktivitäten durchgeführt, u.a. ein LIFE-Projekt zur Reaktivierung der Aue an der Ahse (Ahsewiesen), initiiert und durchgeführt von der ABU. Diese Projekte finden landesweit große Beachtung.
Akteure dieser Entwicklung sind bisher insbesondere:
die Bezirksregierung Arnsberg (Wasserwirtschaft, Agrarordnung, Naturschutz),
die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat und Kulturpflege,
der Kreis Soest und
die ABU / Biologische Station Soest
mit folgenden Projekten und Aktivitäten:
Entwicklung der Disselmersch und der Hellinghauser Mersch als Partner der NRW-Stiftung,
naturschutzfachliche Betreuung mehrerer Naturschutzgebiete,
Projektträger (u.a. LIFE-Projekt Ahsewiesen, Auenreaktivierung Disselmersch),
Monitoring von Renaturierungsmaßnahmen und naturkundliche Erfassungen.
Das Interesse der Bevölkerung an diesen neu entstehenden, naturnahen Auenlandschaften steigt. Informationspunkte und Beobachtungsmöglichkeiten werden gut angenommen. Öffentliche Exkursionen finden großes Interesse.